Quellen:
(1) John A. Keel: Operation Trojan Horse, S. 79 ff
(2) Donald B. Hanlon: Texas Odyssey of 1897, (PDF-Download)
(3) Jerome Clark & Lucius Farish: The 1897 Story, (PDF-Download)
(4) Jacques Vallée: Dimensionen, S. 48 ff
Die Wiederentdeckung zahlreicher Berichte über die Sichtungen eigenartiger Luftschiffe in den Vereinigten Staaten schließt eine Lücke zwischen den Erscheinungen des Altertums und modernen UFO-Vorfällen.
Im November 1896 sahen hunderte Zeugen im Großraum San Francisco ein längliches, großes und dunkles Objekt. Es hatte helle Suchscheinwerfer und konnte gegen den Wind fliegen. Weitere Sichtungen folgten. Zwischen Januar und März 1897 setzte das Phänomen aus, um dann im mittleren Westen wieder zuzunehmen. Es handelte sich um die gleichen Objekte, die bereits über San Francisco gesichtet worden waren.
Aus dem gesamten Zeitraum zwischen 1896 und 1897 liegt eine große Anzahl von Beobachtungen vor. Eine Analyse zeigt, dass sich die Objekte ähnlich wie moderne UFOs bewegten: so flogen sie langsam und majestätisch über Städte wie Ohama, Milwaukee und Chicago dahin, schwebten auf der Stelle und schossen in einigen Fällen "wie Gewehrkugeln" davon. Auch von abrupten Kursänderungen wurde wiederholt berichtet und davon, dass "Sonden" ausgesetzt und die Gegend mit Suchscheinwerfern abgesucht wurde. Von Landungen wurde ebenfalls berichtet. Für jemanden, der sich mit modernen UFO-Sichtungen beschäftigt hat, klingt dies alles sehr vertraut! Im Chicago Chronicle vom 13. April 1897 ist folgendes über die Begegnung mit einem dieser rätselhaften Objekte zu lesen:
"LUFTSCHIFF IN IOWA GESICHTET
Fontanelle, Iowa, 12. April. Das Luftschiff wurde hier um 20:30 Uhr gesichtet und von der ganzen Einwohnerschaft beobachtet. Es kam aus Südosten, hielt sich nicht mehr als 200 Fuß über den Baumwipfeln und flog sehr langsam, kaum schneller als zehn Meilen pro Stunde. Die Maschine war deutlich zu sehen und hatte den Beschreibungen nach eine Länge von etwa 60 Fuß. Auch die Vibrationen der Flügel waren deutlich erkennbar. Sie war wie üblich mit farbigen Lichtern besetzt und der Motor und eine Art Musik wie von einem Orchester waren zu hören. Das Schiff wurde angerufen, aber es fuhr nach Norden weiter, schien seine Geschwindigkeit zu erhöhen und verschwand schließlich. Niemand in Fontanelle hat Zweifel, dass es real war, und dies wird von höchst ehrbaren Bürgern bestätigt."
Es gibt ebenso erstaunliche Berichte über Begegnungen mit Insassen dieser Luftschiffe, deren Aussehen auf genauso vielfältige Weise beschrieben wurde wie es bei modernen nahen Begegnungen der Fall ist. So berichtet beispielsweise ein Augenzeuge in der Arkansas Gazette:
"(...) Als ich mir einen Weg durchs Unterholz bahnte, erregte ein vertrautes Geräusch meine Aufmerksamkeit: Es klang wie der Luftkompressor einer Lokomotive.
Ich ging in Richtung der Geräusche und sah auf einem offenen, vielleicht fünf oder sechs Acre großen Gelände das Ding, das die Geräusche von sich gab. Ich wusste sofort, dass es sich um das berühmte Luftschiff handelte, das so viele Menschen im Land schon gesehen hatten.
Ein mittelgroßer Mann war dort, und ich sah, dass er eine getönte Brille trug. Er hämmerte am Heck des Schiffes herum. Als ich mich ihm näherte, bekam ich zunächst keinen Ton heraus. Er sah mich überrascht an und ich sagte: »Guten Tag, Sir, guten Tag.« Dann fragte ich: »Ist dies das Luftschiff?« und er erwiderte: »Ja, Sir.« (...) »Ich bitte um Verzeihung, Sir«, sagte ich, »das Geräusch klingt mir sehr nach einer Luftbremse von Westinghous.« »Mag sein, mein Freund. Wir benutzen komprimierte Luft und Flugzeuge, aber Sie sollen später mehr erfahren«.
»Alles klar, Sir«! rief jemand herüber, und die Leute verschwanden im Schiff. Ich bemerkte, dass vor jedem Rad eine zwei Zoll große Röhre angebracht war, aus der nun Luft auf die Räder geblasen wurde. Die Räder begannen sich zu drehen und das Schiff erhob sich mit einem zischenden Geräusch. Plötzlich machte das Flugzeug einen Satz, richtete den Bug in den Himmel und die Ruder am Ende wurden zur Seite geschwenkt. Die Räder drehten sich nun so schnell, dass die Speichen kaum noch zu sehen waren. Schneller, als ich es erzählen kann, war das Schiff verschwunden."
In einem anderen Dialog mit den Insassen des geheimnisvollen Luftschiffes antwortete ein Besatzungsmitglied auf die Frage woher sie kämen und wohin sie wollten: "Wir kommen von irgendwo, aber übermorgen sind wir in Griechenland."
Dass in den Aussagen von UFO-Insassen etwas Sonderbares, ja Absurdes liegt, ist nichts Neues. Unweigerlich drängt sich die Frage auf, ob hier etwas für die Zeugen inszeniert wird, das sie als Erinnerung mitnehmen sollen (vgl. z.B. auch Vallée & Harris: Trinity). Auch stellt sich die Frage, ob es sich bei solchen Begegnungen um ein Zusammentreffen mit realen Wesen handelt oder um eine Art von induzierter Halluzination, einem psychologischen Phänomen oder das Streifen eines Grenzbereiches mit einer anderen Realität.
Auch die UFO-Sichtungen selber enthalten oft ein solches absurdes Element, das unserer Realität und den Gesetzen der Physik scheinbar widerspricht - ein Beispiel mag der merkwürdige 'Antrieb' des Luftschiffes sein, der oben beschrieben wurde. Und während der Belgischen Welle wurde mindestens in einem Fall von einem der typischen dreieckigen UFOs berichtet, das - als es sich von den Zeugen entfernte - plötzlich seine Form änderte und einige Sekunden wie ein Flugzeug aussah (UFO-Welle über Belgien, S. 634 ff). Regelrechte Wellen solcher 'mystery planes' gab es in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts über dem Norden Schwedens, Norwegens und Finnlands. John A. Keel hat diesem Phänomen in seinem legendären Buch Operation Trojan Horse ein eigenes Kapitel gewidmet (S. 129 ff). Bekannt sind auch Fälle, in denen Zeugen Flugobjekte beobachtet haben, die Hubschraubern vom Aussehen, von den Flugbewegungen und von den verursachten Geräuschen her stark ähnelten, die sich aber trotzdem nicht eindeutig als solche identifizieren ließen oder wo die Begleitumstände ungewöhnlich waren (vgl. ebenfalls Keel: Operation Trojan Horse, S. 146 ff, sowie Fawcett & Greenwood: Clear Intent, S. 32 ff).
Oft - so scheint es - wird den Zeugen etwas präsentiert, das der technischen Entwicklung ihrer Zeit gerade so viel voraus ist, dass es unwirklich und mysteriös wirkt,
aber unsere Vorstellungen über das technisch Machbare nicht völlig sprengt. Die Luftschiffe von 1897 sind dafür ein Beispiel genauso wie die unheimlichen Dreiecke über Belgien: Sie hatten vom
Erscheinungsbild her große Ähnlichkeit mit dem F117 Tarnkappenbomber der US-Luftwaffe, waren aber lautlos und konnten auf der Stelle schweben - sie sahen ähnlich aus, waren aber offensichtlich doch
etwas vollkommen anderes! John Keel vermutet, dass die Luftschiffe letztendlich nur dazu dienten, das Ausmaß der tatsächlichen (nächtlichen) Aktivitäten zu verbergen - denn in der Tat handelte
es sich bei sehr vielen Sichtungen der Luftschiff-Welle um nächtliche Lichter in der Art, wie sie auch heute von vielen UFO-Zeugen beobachtet werden: "Ich behaupte, dass die bewusst inszenierten
Überflüge des ‚Luftschiffes’ während der Tagesstunden eine geschickte Ablenkung waren, um den Zeugen mit Nachtsichtungen einen Bezugsrahmen zur Identifizierung der leuchtenden Objekte zu geben, von
denen viele nicht zigarrenförmig waren. Die leuchtenden Objekte sind das reale Phänomen. Das ‚Luftschiff’ diente bloß der Verschleierung." (John Keel in Andrew Colvin (Hrsg.): Searching for the String - Selected Writings of John A. Keel, S. 24)
Bei einem Vergleich von unidentifizierbaren Objekten und Erscheinungen vom Altertum bis in die heutige Zeit entsteht der Eindruck, dass sich das UFO-Phänomen mit der Fortentwicklung unserer Technik verändert: "Das Phänomen existiert seit es Menschen gibt und noch nie waren wir fähig, vernünftig mit ihm umzugehen. Was auch immer es ist, es verändert sich mit unserer Wahrnehmungsfähigkeit. Die Menschen des fünfzehnten Jahrhunderts sahen die Besucher als Elfen. Im Zehnten Jahrhundert waren es Luftgeister, bei den Römern waren es Waldnymphen und Kobolde. Und so geht es immer weiter in der Zeit zurück." (Vorwort von Whitley Strieber in Jacques Vallée: Dimensionen, S. XI). Was der Grund für diese Anpassung des Phänomens sein könnte? Darüber lässt sich bestenfalls spekulieren!
In den USA gab es zwischen 1897 und 1909 weitere Luftschiff-Sichtungen. Berichte über diese Ereignisse wurden von Lucius Farish und Kollegen gesammelt und ausgewertet (vgl. Keel: Operation Trojan Horse, S. 113 ff). So ereignete sich 1905 eine kleinere Luftschiff-Welle in Kalifornien und 1908 in Tacoma, Washington. Und 1909 wurden Luftschiffe sogar am anderen Ende der Welt in Neuseeland sowie über Tallinn, Estland, gesichtet.
Auch in Großbritannien gab es 1909 eine Sichtungswelle mit eigenartigen Luftschiffen. Carl Grove berichtet darüber in seinem Artikel The Airship Wave of 1909 (PDF-Download). Er betont gleichzeitig, dass die Sichtungen in einem völlig anderen historischen und sozio-psychologischen Kontext stattfanden, als die von 1896/97 in Nordamerika, und weist damit indirekt darauf hin, dass gesellschaftliche und politische Entwicklungen Einfluss auf die Art und Weise haben können, wie Zeugen ihre Erlebnisse schildern und bewerten. David Clarke geht in seinem Artikel Scareships over Britain - The Airship Wave of 1909 (PDF-Download) sogar soweit anzunehmen, dass im Vorfeld des I. Weltkrieges aus Angst vor Angriffen durch deutsche Zeppeline eine Art Hysterie entstand - also sämtliche Luftschiff-Sichtungen ein rein soziologisches Phänomen waren.