Um eine Vorstellung davon zu vermitteln, was das UFO-Phänomen eigentlich genau ist, sollen im Folgenden drei klassische, gut dokumentierte Fälle vorgestellt werden. Von dieser Art höchst bemerkenswerter und unerklärlicher Sichtungen, die durch objektive Beweise wie Radaraufzeichnungen (vgl. z.B. Stephenville Lights: A Comprehensive Radar and Witness Report Study; PDF-Download), physikalische und biologische Untersuchungen oder mehrere unabhängige Zeugenaussagen abgesichert sind, gibt es weltweit Tausende. Unter den Zeugen befinden sich Menschen aus den unterschiedlichsten Bildungsschichten - darunter viele Piloten (vgl. Jerome Clark: Strange Skies; NARCAP), Fluglotsen, Militärangehörige und Vertreter offizieller Regierungsstellen. Anders als oft von UFO-Skeptikern behauptet, kommt eine umfangreiche Literaturstudie aus dem Jahr 2006 zu dem Schuss, dass Menschen mit UFO-Erfahrungen sich - bezogen auf sozio-demographische und psychologische Variablen - nicht von Menschen ohne solche Erfahrungen unterscheiden: „Bei kritischer Betrachtung erscheint die Ausbeute an gefundenen Prädiktoren von UFO-Sichtungserfahrungen als sehr mager. [...] Das verbreitete Vorurteil, UFO-Sichter seien ‚nicht ganz normal’, kann damit endgültig ad acta gelegt werden, es eignet sich auch nicht länger als Ausgangspunkt für fruchtbare Leitfragen zukünftiger Forschung zu UFO-Sichtungserfahrungen.“ (Edgar Wunder: UFO-Sichtungserfahrungen aus der Perspektive der Sozialwissenschaften - Literatur-Überblick, aktueller Forschungsstand, offene Fragen; PDF-Download)
Auch das Verhalten von Tieren liefert oft Anhaltspunkte für die Echtheit eines Phänomens und kann andere Beweise untermauern. Insbesondere ist das Verhalten von Tieren ein Beleg dafür, dass sich das Ereignis nicht nur in den Köpfen der Zeugen abspielt - also ein rein psychologischer Vorgang ist, wie ebenfalls oft von Skeptikern behauptet wird. Beispiele für die Reaktion von Tieren auf UFO-Ereignisse finden sich im MUFON-CES-Bericht Nr. 8, 1981, bei D. G. Butcher: Dog meets UFO - A brief Survey sowie bei Kelleher & Knapp: Hunt for the Skinwalker.
Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildung klicken!
„UFO-Sichtung“ bedeutet zunächst einmal lediglich, dass ein unidentifizierbares Flugobjekt beobachtet wurde, das aber nach einer eingehenden Untersuchung des Vorfalls oft zu einem „IFO“, einem „identifizierten Flugobjekt“ wird: einem militärischen oder zivilen Luftfahrzeug, einem Wetterballon, einem geheimen Testflugzeug, einem ungewöhnlichen Wetterphänomen, einer optischen Täuschung oder einem gewöhnlichen Flugzeug, das aus einem ungewöhnlichen Winkel oder unter besonderen Umständen beobachtet wurde.
Ungefähr 5% der Fälle lassen sich aber - trotz einer Vielzahl verfügbarer „guter“ Daten - nicht mit den oben genannten oder anderen bekannten Phänomenen erklären. Darüber hinaus vollführen die beobachteten Objekte oft Flugbewegungen, die weit über das hinausgehen, was selbst modernste Militärjets leisten können. Diese Sichtungen werden deshalb zu den UFOs i.e.S. („im engeren Sinne“ - vgl. von Ludwiger: UFOs - Zeugen und Zeichen, S. 22) gerechnet (zur Klassifikation von UFOs s. Exkurs 1). Im COMETA-Report werden sie als „Kategorie D“ eingestuft (S. 31): „Ein Phänomen, das nicht identifiziert werden kann trotz der Fülle und hohen Qualität der vorliegenden Daten“. Das bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, dass es sich um ein Fluggerät außerirdischer Herkunft handelt: die Gleichsetzung von UFOs i.e.S. mit „außerirdisch“ ist wissenschaftlich solange nicht zulässig, bis eindeutige Beweise dafür vorliegen und alternative Hypothesen überprüft wurden (s.u.). Außerdem muss jeder Einzelfall immer wieder neu bewertet werden.
Leider hat sich die Gleichsetzung von „UFO“ mit „außerirdisch“ in der öffentlichen Meinung, in den Medien und selbst bei vielen UFO-Forschern festgesetzt. Der Begriff „UFO“ ist derart negativ vorbelastet, dass viele Experten inzwischen den neutralen Begriff „UAP“, „Unidentified Aerial Phenomenon“, vorziehen. Geprägt wurde der Terminus „Unidentified Flying Object“ von Captain Edward J. Ruppelt, dem ersten Leiter des Project Blue Book, das 1951 initiiert wurde, um UFO-Sichtungen zu diskreditieren (vgl. z.B. Leslie Kean: UFOs, S. 116, sowie Exkurs 2 - UFO-Gruppierungen). Die umgangssprachlich oft verwendete Bezeichnung „flying saucer“ oder „saucer“ wurde übrigens nicht - wie oft behauptet wird - in den 1940er Jahren geprägt, sondern geht auf den amerikanischen Farmer John Martin zurück, der am 24. Januar 1878 in Dennison, Texas, ein großes scheibenförmiges Objekt über sich hinwegfliegen sah und später aussagte, es habe einer „Untertasse“ geglichen (John Keel in Andrew Colvin (Hrsg.): Searching for the String - Selected Writings of John A. Keel, S. 144).
Das reine Erwähnen des Begriffes „UFO“ reicht oft schon aus, um Gelächter, Spott oder sogar heftige verbale Gegenwehr zu provozieren: „Du glaubst doch nicht etwa an einen solchen Blödsinn! Das ist doch nur etwas für Spinner!“ Das UFO-Phänomen zu akzeptieren bedeutet auch, sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass wir möglicherweise nicht alleine sind im Universum - dass wir möglicherweise nicht die „Krone der Schöpfung“ sind, sondern eher eine der niedriger entwickelten intelligenten Lebensformen im Universum. Das Thema erzeugt große Angst und Unsicherheit und bedroht sowohl das anthropozentrische Weltbild des Menschen (vgl. Exkurs 4 - Die vier Kränkungen der Menschheit) als auch die Machterhaltungsstrukturen der Führungseliten, denn: Ein unumstößlicher Beweis für die Realität außerirdischer Besucher würde unser sinnstiftendes soziales Ordnungs- und Wertegefüge möglicherweise zerstören (vgl. Bernd M. Pröschold: Außerirdische - Das große Tabu unseres Zeitalters). Die logische Konsequenz daraus ist, das gesamte Thema lieber völlig auszublenden: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf!“
Auch Teile der UFO-Forscher-Szene selbst tragen durch ein Abgleiten in Verschwörungstheorien oder UFO-Sekten (vgl. auch UFO-Gruppierungen) oder einfach durch einen unkritischen, unreflektierten Umgang mit UFO-Sichtungen zu einer Ablehnung des Themas in der Öffentlichkeit bei - und geben den Medien oft Steilvorlagen dafür, es ins Lächerliche zu ziehen und ernsthaftes Interesse im Keim zu ersticken. Eine Analyse zum Umgang der Medien mit dem Thema und anderen Grenzgebieten des Wissens findet sich bei Gerhard Mayer, 2003: Über Grenzen schreiben (PDF-Download) und eine Typologie von Gruppierungen, die sich mit dem UFO-Phänomen beschäftigen, unter Exkurs 2.
Für die Erklärung von Sichtungen mit UFOs i.e.S. (s. oben) wurden verschiedene Hypothesen vorgeschlagen, unter denen die außerirdische Hypothese lediglich eine der logischsten liefert, betrachtet man alle vorliegenden Fakten. Im COMETA-Report heißt es dazu wörtlich (S. 71): „Die extraterrestrische Hypothese [ETH] ist weit davon entfernt, die beste wissenschaftliche Hypothese zu sein. Sie konnte bisher nicht grundsätzlich bestätigt werden, aber es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie wahr sein könnte und wenn sie wahr ist, dann wird sie weitreichende Konsequenzen haben.“ Eine weiterführende, der Vielgestaltigkeit und hohen Komplexität des Phänomens Rechnung tragende Hypothese vertritt der renommierte UFO-Forscher Jacques Vallée in seinem Buch Konfrontationen (S. 142): „Als Alternative zur Hypothese der Außerirdischen würde ich vorschlagen, das UFO-Phänomen als physikalische Manifestation einer Bewusstseinsform zu sehen, die den Menschen fremd, aber dennoch in der Lage ist, neben uns hier auf der Erde zu existieren.“ Genauer formuliert geht es bei dieser Hypothese um Besucher aus anderen Dimensionen und man kann sie deshalb auch als die interdimensionale Hypothese (IDH) bezeichnen. Die IDH muss allerdings nicht zwangsläufig die Präsenz "echter" außerirdischer Besucher auf der Erde ausschließen: In Langzeituntersuchungen wie der Feldstudie des NIDS (National Institute for Discovery Science) auf der Skinwalker Ranch (vgl. Colm Kelleher & George Knapp: Hunt for the Skinwalker), dem Rocky-Mountain-Ranch-Report der APRO (Aerial Phenomena Research Organization) oder der Toppenish-UFO-Studie wurde eine derartige Vielfalt an unterschiedlichen Phänomenen dokumentiert, dass es eher naheliegt, beide Erklärungsansätze zu vermischen. Jacques Vallée bemerkte dazu selber einmal: „In einer solchen Physik [eines multidimensionalen Universums] könnten die UFOs von der Erde stammen, ohne notwendigerweise menschliche Erfindungen zu sein, oder sie könnten von einer anderen Galaxis kommen, ohne notwendigerweise Raumschiffe zu sein.“ (Dimensionen, S. 333). In der Tat ist unser Verständnis des UFO-Phänomens trotz der Fülle an vorliegenden Daten immer noch so bruchstückhaft, dass letztendlich beide Hypothesen, ETH und IDH, mehr Fragen aufwerfen als sie klären können.
UFO-Forscher-Gruppen sammeln weltweit Daten über UFO-Sichtungen, werten sie aus und publizieren sie in Online-Datenbanken. Auch in Deutschland sind Ufologen aktiv und tragen Daten unter ufo-db.com zusammen - nicht nur die spektakulären Fälle der Kategorie D, sondern auch die „UFO-Sichtungen“, die schließlich zu Wetterballons, Hubschraubern oder Himmelslaternen werden - oder die bisher aufgrund mangelnder Daten einfach nicht aufgeklärt werden konnten. Die deutsche UFO-Datenbank enthält darüber hinaus auch Links zu europäischen und weltweiten Datenbanken.
UFO-Sichtungen - drei klassische Fälle: